Die Naturtonfolgen beim Jagdhorn:

Jagdsignale haben eine vieltausendjährige Tradition. Ursprünglich wurden für die Übermittlung von Signalen Stierhörner verwendet, die allerdings auf Grund ihrer sehr kleinen Mundstücke sehr schwer zu blasen waren.

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Mit dem Aufkommen der Blechblasinstrumente erwies sich das Naturhorn mit seinem runden und sehr tragfähigen Klang als das geeignetste Signalinstrument zur Verständigung bei der Jagd. Auf dem Naturhorn können nur der Grundton und die harmonischen Obertöne produziert werden. Wenn der Grundton beispielsweise C ist, dann ist der zweite Oberton das eine Oktave höher liegende c. Der dritte Oberton ist die Quinte - in diesem Falle das g - , und der vierte Oberton ist wiederum ein c, jedoch nunmehr zwei Oktaven über dem Grundton (= c'). Besonders interessant ist der fünfte Oberton, die Terz über der zweiten Oktave - im vorliegenden Falle also e'. Der sechste Oberton ist die Quinte über der zweiten Oktave, also beim vorliegenden Beispiel der Ton g'. Ein besonderer Fall ist der siebente Oberton (reine Septime), der jedoch in unserem Tonsystem nicht verwendbar ist, denn er liegt zwischen den Tönen b' (kleine Septime) und h' (große Septime). Der siebente Oberton wird jedoch im Orgelbau verwendet. Zusammen mit einem runden Grundton-Register (z.B. Gedackt 8´) ergibt die - leise hinzugefügte - reine Septime einen schillernden und sehr charakteristischen gleichsam synthetischen Klang, sodaß diese Registermischung hervorragend als Solostimme verwendet werden kann, um beispielsweise in einem Choralvorspiel den cantus firmus - das eigentliche Choralthema - hervorzuheben.

Bei C als Grundton stehen damit für die praktische Anwendung die folgenden Töne zur Verfügung: C, c, g, c', e', g', c''. In der zweigestrichenen Oktave gibt es dann die None - das d'' - , die Oktave über der Terz - das e'' - , die Undezime - das f''' - die Duodezime - das g'' - sowie den 13., 14., 15. und 16. Oberton. Der 13. Oberton liegt bei a'', der 14. Oberton ist die Oktave über der reinen Septime, der 15. ist das h'' und der 16. Oberton ist die dritte Oktave über dem Grundton C - also das c'''. 

Da das sichere Blasen der höheren Obertöne eine Geschicklichkeit und Erfahrung erfordert, wie sie im allgemeinen nur Berufsmusiker haben, müssen sich die auf Naturhörnern darstellbaren Jagdsignale im Prinzip auf Grundton, Terz, Quinte und Oktave beschränken. Doch gerade diese Beschränkung beflügelte die Fantasie; es entstand eine Fülle von Tonfolgen, die für Signale geeignet sind, und die auch heute noch verwendet werden.

Engstens verwandt mit den Jagdsignalen sind die Militärsignale. Allerdings wurden und werden beim Militär überwiegend enge Trompeten anstatt der Naturhörner verwendet. Während sich im Wald der Hörnerklang besser durchsetzt, ist der hellere Trompetenton der akustische Beherrscher des Kasernenhofes. 

Die genannten Beschränkungen sind aber die gleichen; auch die Militärsignale bestehen stets aus Tönen des Dreiklanges. Diese Signale hatten einen weitreichenden Einfluss auf die Volksmusik und auf die klassische Musik.